Change Management digital:"Außerirdisch!"
Früher undenkbar und jetzt Alltag: wird Change Management digital bleiben?
Was würden Außerirdische sagen über Change Management im Jahr 2021? Ich weiß es nicht, aber ich kann mir ihre Begeisterung vorstellen: alles ist machbar, auch aus der Ferne.
Ich bin seit über 14 Jahren Change Managerin, war die letzten Jahre im Ausland und in Elternzeit, also doppelt „raus“. Nun bin wieder in der Geschäftswelt „gelandet“ und seit 2020 befinden wir uns in einer Pandemie.
Ich erlebe gerade die fundamentalste Einstellungsänderung über Change Management, die es jemals gegeben hat: digitales Change Management.
Infobox: Was ist Change Management?
Jedes organisationale Projekt möchte die Unternehmung besser machen. Dafür sind Veränderungen auf verschiedenen Ebenen nötig. Manchmal liegt der Fokus darauf, die gesamte Strategie zu überprüfen, manchmal eher darauf, bestimmte Prozesse anzupassen. Woanders sind Updates von Technik und Software die Auslöser für weitere Veränderungen.
Wo auch immer der Startpunkt liegt, Change Management legt stets den Fokus auf die handelnden Personen. Das sind meist zwei große Gruppen: 1. die für die Veränderung Verantwortlichen und 2. die von Veränderung Betroffene (meist sind Verantwortliche auch betroffen).
Die Aufgabe von Change Management ist, den Kontext in der Organisation so zu verändern, dass die beabsichtigte Veränderung möglich ist. Dieser Fokus auf die Menschen einer Organisation rechtfertigte in der Vergangenheit viele Dienstreisen zu aufwändigen Präsenzveranstaltungen.
Drei faszinierende Vorteile von digitalen Change Management Formaten
Welche Chancen digitaler Formate im Change Management sehen wir? Welche neuen Vorgehensweisen wollen wir auch weiterhin in unsere Organisationsberatung integrieren?
Darüber habe ich – natürlich online – diskutiert mit:
- Silke Heerwagen, Kiel: Partnerin bei system worx und Lehrbeauftrage am Institut für Systemische Beratung in Wiesloch
- Klaus Ziller, Erfurt: Theologe und systemischer Berater in der Erwachsenenbildung und
- Christiane Ebbert, Bochum: Psychologin und Koordinatorin am Centrum für Seltene Erkrankungen Ruhr (CeSER)
Vorteil Nr. 1: dynamischere Beteiligung der Betroffenen
Gerade in großen Transformationsprojekten können digital viel mehr Menschen eingebunden werden, die vorher nur schwer erreichbar waren.
Eben mal so lassen sich beliebig viele Menschen an Feedbackprozessen beteiligen.
Viele Projekte sind überregional und international. Mit digitalen Techniken können diese Hürden leichter überwunden werden. Zeitaufwand für Reisen, Kosten für Unterbringung und Verpflegung und Begrenzung durch die Enge des angemieteten Meetingraums gibt es nicht mehr.
Dazu kommt, dass mehr Perspektiven sichtbar werden, da mehr Menschen auch zu einzelnen Elementen der Veranstaltung teilnehmen können, als es in der Präsenzvariante möglich wäre.
Vorteil Nr. 2: mehr Transparenz
Elektronische Ablageorte gab es vor der Pandemie auch schon. Neu ist, dass alle Beteiligten nun darauf angewiesen sind! Das führt nun dazu, dass zentrale Ablageorte wie Kanban oder Concept Boards für Zwischenergebnisse nun konsequent eingehalten werden. Begleitende Materialien wie Videos, Studien etc. werden ebenso dort abgelegt und von allen weiter entwickelt.
Der Input der Geschäftsführung liegt frei zugänglich für alle in Raum X
Digital erstellte Umfragen und Stimmungsbilder sofort sichtbar und können in die Diskussion mit eingebunden werden.
Auch die Moderation von großen Veranstaltungen ist nun flexibler machbar, weil sie einfacher zwischen den Untergruppen bzw. Räumen hin- und hergehen kann.
Vorteil Nr. 3: nachhaltigere Umsetzung
Das hat jede*r schonmal erlebt: in Workshops wird viel erarbeitet und dann hapert es in der Umsetzung. Hier können virtuelle Reflexionen in kurzen Taktungen eine Brücke schlagen. Aufgrund der pragmatischen Möglichkeit Meetings zu organisieren besteht größere Offenheit der Organisation für begleitende Beobachtung von Team Meetings.
Plenumsformate, in denen nur Wenige aktiv sind, werden ergänzt durch eine Reihe von “kleineren” Formaten wie Breakout Sessions zu viert, zu dritt oder in Tandems.
Auch die Verzahnung von synchronem und asynchronem Arbeiten klappt digital besser: Zwischenergebnisse können zu einem passenden Zeitpunkt weiterbearbeitet werden und trotzdem sehen alle immer die aktuellste Version.
Fazit: Chancen digitaler Formate im Change Management bestehen vor allem darin
- Schneller und dynamischer Betroffene zu beteiligen,
- Größere Transparenz auch von Zwischenergebnissen herzustellen und
- Veränderungsprozesse nachhaltiger zu begleiten.
Weil jede Organisation und jedes Veränderungsvorhaben einzigartig ist, müssen Interventionen genau darauf zugeschnitten werden. Bei aller Diskussion waren wir uns einig:
Egal, ob digital oder analog: wichtig ist, dass Change Prozesse professionell geplant und begleitet werden.
Welche Erfahrung haben Sie mit digitalen Change Management Formaten gemacht? Schreiben Sie mir an mail@estherhagemann.com