So geht Schlagfertigkeit! Nie mehr sprachlos mit diesen 7 Tipps von Expertinnen

Guten Tag! Mein Name ist Esther Hagemann, ich bin Diplom-Psychologin und mein Business ist Change Management & Coaching.

Echt passiert: Am Tag der Einschulung unseres dritten (!) Kindes fragte mich mein Schwiegervater im Hinblick auf die Übermittagsbetreuung bis 15h:

„Wird Dir jetzt nicht langweilig?“

Diese Frage hat mich für eine Sekunde sprachlos gemacht.

Dann habe ich tief Luft geholt und ihm geantwortet.

Bin ich mit solchen Fragen alleine? Wahrlich nicht. Was Miriam beobachtet hat:

„Männer scheinen mehrheitlich der Meinung zu sein, das Thema Kinder fülle uns so umfassend aus, dass ohne sie unser erfülltes Leben vorbei sei. Dabei geht es da erst weiter!“

Das Schlimmste wäre, stumm zu bleiben, wenn jemand Deine Grenze überschreitet.

Die Frage hat mich getroffen, das ist klar. Ich möchte nicht auf meine Mutterrolle reduziert werden. Ich kann es nicht kommentarlos über mich ergehen lassen, wenn abwertend über mich und meine Leistung gesprochen wird. Stumm zu bleiben, würde in meinen Augen wie stille Zustimmung wirken.

Meine Kollegin Ina Röntgen merkt dazu treffend an:

„Wichtig ist, seine wunden Punkte zu kennen, weil man da schnell sprachlos wird.“

Sie schlägt vor, sich zunächst mit seiner Identität auseinanderzusetzen, bevor man schlaue Sätze formuliert. Zunächst gehe es darum, die persönlichen Grenzen zu kennen und dazu zu stehen. Dann brauche es eine Entscheidung, ob Du die Grenzen verteidigen möchtest oder nicht, so Ina weiter. Ina coacht in ihrem Programm „be bold“ selbstbewusste Frauen.

Ja, ich möchte meine Grenzen verteidigen. Ich möchte in meiner ganzen Person gesehen werden. Und ich habe gute Gründe, das sehr sichtbar zu tun:

  1. Weil das Thema Sprachlosigkeit bzw. Schlagfertigkeit für Viele relevant ist, gemessen an den vielfältigen Reaktionen von Lesern und Leserinnen meines Newsletters.
  2. Weil dies mein Beitrag zu einer Gesellschaft ist, in der Leistungen von Frauen gesehen und anerkannt werden.
  3. Weil ich Mut machen möchte, Deine Stimme zu erheben. Ich möchte Dich ausrüsten mit Ideen für Deine Reaktion, wenn Dir der nächste Spruch gedrückt wird.

In diesem Blog-Beitrag findest Du sieben Tipps gegen Sprachlosigkeit. Meine eigene Reaktion auf die Frage meines Schwiegervaters war eine Mischung aus Nr. 3 und Nr. 4. Neugierig? Los geht’s!

Tipp Nr. 1: Schnelligkeit

Du hast drei (3) Sekunden für eine Reaktion. Kommt da nicht mehr als ähhh, uhm, *schluck* und ein Blick wie ein Lamm, das zum Schlachter geführt wird, dann stehst Du ganz schön doof da – im wahrsten Sinne des Wortes.

Da Du das jetzt weißt, solltest Du Dich vorbereiten. Wie das geht, verrate ich Dir hier.

Tipp Nr. 2: Die Minimal-Reaktion

Weil Du nur drei Sekunden Zeit hast, legst Du Dir für solche Fälle eine Standard-Antwort zurecht. Die hat überhaupt nichts mit dem Thema zu tun und passt deshalb (fast) immer. Eine minimale Antwort mit zwei Silben reicht völlig! Beispiele:

    • Du Fuchs!
    • Experte!
    • Ach was.
    • Och nee.
    • Na, und?
    • Was?
    • Junge, Junge!
    • Nicht Dein Ernst.

Tipp Nr. 3: Körpersprache

Bist Du sprachlos, dann kannst Du entweder mit Blicken töten oder sagen: „Ich bin sprachlos, [Name]!“ und Dich dann zur Seite abwenden.

Eine Leserin, die mich gut kennt war empört:

„Hat er das wirklich zu Dir gesagt? Ich kann darüber nur den Kopf schütteln.“

Kopfschütteln ist auch eine körperliche, non-verbale Reaktion, die jeder versteht.

Ich hätte auch in lautes Gelächter ausbrechen können, so wie meine Freundinnen es tun, wenn ich ihnen diesen Vorfall erzähle.

In der Situation habe ich entschieden, mich groß zu machen. Das fällt mir leicht, denn ich bin 1,82m groß. Zudem stand ich, während er saß, auch dieser Höhenunterschied war günstig für mich. Ich stemmte die Hände in die Hüften, wendete mich meinem Schwiegervater zu, holte tief Luft und sagte dann:

„Nein, im Gegenteil. Ich bereite einen großen Auftrag vor und bin dafür noch diesen August drei Tage dienstlich unterwegs.“

Tipp Nr. 4: Klarheit über Deine Identität

Wichtig ist, dass Du ein starkes Selbstbild hast. Was zeichnet Dich aus? Was hast Du schon alles geschafft? Wenn Dir das präsent ist, drückt es sich in Deiner Körperhaltung aus. Diese Klarheit in Deiner Identität muss schon vorher da sein, sonst hast Du in kritischen Situationen keinen Zugriff darauf.

Marie gibt zu bedenken, dass das im Alltag eher anders läuft:

„Es fällt uns Frauen schwer, über unsere Identität zu sprechen, ohne uns klein zu machen.“

Körperliche Größe hilft, aber die wird nur dann wirklich beeindruckend, wenn Du Klarheit über Deine Identität (und die wunden Punkte) hast. Erst wenn diese Klarheit da ist, dann kann man sich wirklich beeindruckend vor der Person aufbauen und signalisieren: So nicht, Du bist zu weit gegangen.

Tipp Nr. 5: Die Umdeutung

Beispiele für Umdeutung, danke nochmals an meine Leserinnen:

„Ich gehe davon aus, dass die Langeweile der Ferien jetzt vorbei ist.“

„Wenn Du unter langweilig verstehst, dass ich jetzt Zeit habe für das, was mir wichtig ist, dann stimme ich Dir zu.“

Tipp Nr. 6: Der Gegenkonter

Bei nächster Gelegenheit könnte man den Sprecher oder die Sprecherin genauer unter die Lupe nehmen. Dieser Gegenkonter fiel mir leider erst später ein:

„Von Langeweile bei dreifachen, berufstätigen Müttern habe ich noch nie gehört. Ich dachte immer, das ist was für RENTNER.“

Andere Beispiele:

„Langweilig wird mir nur in Gesprächen wie diesen.“

„Gegenfrage: wie sehr hast Du Dich gelangweilt, seit Dein Sohn in der Schule ist?“

Tipp Nr. 7: Auf der Sachebene bleiben

Was gerade bei „wunden Punkten“ schwer fällt, ist manchmal die einzige Lösung: Statt die Frage persönlich zu nehmen, bleibt man auf der Sachebene. In meinem Fall hätte ich sagen können:

„Nein, mach Dir darüber keine Sorgen.“

Christina berichtet, wie sie diese Technik erfolgreich angewendet hat. Sie ist Regisseurin und war für den Dreh einen Monat unterwegs. Wieder Zuhause trifft sie im Flur ihre Nachbarin, die mitleidig fragte: „Ach, mein Gott, haben Dich Deine Kinder denn überhaupt noch wiedererkannt?“ Sie darauf kurz und knapp auf der Sachebene:  „Ja.“

Aber auch das Gegenteil könnte in manchen Situationen hilfreich sein: auf die Beziehungsebene wechseln. Das klappt besonders gut, wenn man sich schon lange kennt. Das könnte dann so klingen:

„Ich bin nun 25 Jahre mit Deinem Sohn zusammen. Wirklich schade, dass Du mich so wenig kennst.“

Zusammenfassung:

Es ist egal, ob Du mit Blicken, Wegdrehen, Kopfschütteln oder Lachen reagierst. Es ist egal, ob Du Phrasen drischst, umdeutest, konterst, auf die Beziehungs- oder die Sachebene wechselst.

Wichtig ist, dass Du weißt: Du bist es wert, gesehen und gehört und in Deiner ganzen Person wahrgenommen zu werden! Und das unabhängig von dem, was Du leistest und unabhängig davon, was andere darüber denken.

Zum Schluss eine Ermutigung von Tijen Onaran, Unternehmerin und Influencerin:

 „Du hast eine Stimme. Also nutze sie.“

Welche Erfahrung hast Du mit Schlagfertigkeit gemacht? Lass es mich gerne wissen und schreibe mir an mail@estherhagemann.com

 

Ein herzliches Dankeschön:

  • An alle Leserinnen und Leser meines Newsletters, besonders die mit ihren Reaktionen diesen Artikel bereichert haben
  • An die Frauen, mit denen ich über ihre Erfahrungen sprechen durfte
  • An Nicole Staudinger, deren Vortrag „nie mehr sprachlos“ mich sehr beeindruckt hat

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