Urlaub, Freiberufler, richtige Erholung

Du liebst Deine Arbeit.
Aber wie erholst Du Dich "richtig"?

Dieser Artikel richtet sich an alle, die sich in ihrer Arbeit selbst steuern müssen. Ich spreche neben den klassischen Freiberufler*innen auch Manager*innen, Projektmitarbeiter*innen, Coaches, Trainer*innen, Lehrer*innen, Doktorand*innen, Krankenpfleger*innen, Familien-Manager*innen und Eltern an.

Keiner sagt Dir, wie Du Deine Arbeit zu erledigen hast? Du liebst Deine Arbeit, aber Dein Urlaub ist nicht wirklich erholsam? Dann bist Du hier genau richtig!

Voller Einsatz für die Arbeit

„Sorge gut für Dich!“ oder „Entspann Dich mal!“ sind gut gemeinte Ratschläge. Aber bei jemandem, der seine Arbeit liebt und daraus viel Energie zieht, haben sie wenig bis gar keine Wirkung. Es ist ganz normal, dass Menschen, die akut gestresst oder belastet sind, keinen guten Zugang zu ihren eigenen Erholungsbedürfnissen haben.

Die Vorteile von freiberuflicher Arbeit liegen auf der Hand:

Man kann selbst entscheiden, welchen Themen man seine Aufmerksamkeit schenkt und welchen Projekten man seine Zeit und Energie widmet. Mit jedem Auftrag kann man auch seine eigenen Ziele verfolgen, was stark motiviert, sein Bestes zu geben. Freiberufler*innen leisten eine sinnvolle, dem Gemeinwohl dienende Arbeit.

Aus meiner Coaching-Praxis – und aus eigener Erfahrung – kenne ich aber auch die Tücken, wenn es um den Ausgleich zur Arbeit geht.

Vor lauter Verantwortung kommt die Erholung zu kurz

Viele Freiberufler*innen haben zwar ihr „Hobby zum Beruf“ gemacht und übernehmen gerne viel Verantwortung. Aber diese „freie“ Art zu Arbeiten birgt die Gefahr, sich gar nicht, zu wenig oder „falsch“ zu erholen. Folgende Sätze höre ich dann in meiner Coaching-Praxis:

  • „Ich liebe meine Arbeit. Aber ich stehe Tag und Nacht total unter Strom.“
  • „Abwesenheitsnotiz einstellen? Kann ich nicht machen. Was sollen denn die Kunden denken?“
  • „Ich muss jederzeit (auch am Wochenende) erreichbar sein.“
  • „Ich traue mich nicht, Urlaub zu machen, weil ich einen wichtigen Auftrag verpassen könnte.“
  • „Meine Frau wirft mir vor: neuer Arbeitgeber, same shit.“

Mit diesem Coaching-Tool erkennst Du, welches Erholungsbedürfnis Du wirklich hast

Um Dein individuelles Erholungsbedürfnis zu verstehen, ist es wichtig, nicht nur darauf zu schauen, wieviel Energie Deine Arbeit in Dir freisetzt oder wieviel Energie sie Dich kostet. Sondern es gibt auch eine zweite Dimension, die Du unbedingt näher betrachten solltest, wenn es um Deine Regeneration geht: Anspannung.

Das sind die zwei verschiedenen Dimensionen, die ich auch im Workshop mit Führungskräften anwende:

  1. Energie-Level: Beobachte, wie energie- und kraftvoll Du Dich in diesem Moment fühlst und wieviel Schwung Du hast. (Verwende für Deine Antwort eine Skala: 1 steht für wenig, 10 für viel Energie)
  2. Höhe der Anspannung: Beobachte, wie angestrengt, angespannt und nervös Du Dich in diesem Moment fühlst. (1 steht für wenig, 10 für viel Anspannung)

Vier Ideen, die wirklich zur Erholung von Freiberufler*innen beitragen

Energieforscher Robert E. Thayer hat Energie-Level und Höhe der Anspannung in einer Matrix aufgespannt. Daraus entstanden vier grundlegende Energie/Anspannungs-Zustände. Den Idealzustand nennt er Calm Energy, die Kombination aus viel Energie und wenig Anspannung.

Sportwissenschaftler Henning Allmer unterscheidet vier verschiedene Beanspruchungen, die jeweils unterschiedliche Erholungs- und Ausgleichsmaßnahmen erfordern.

Willst Du wissen, wie Du Dich bestmöglich erholst? Dann solltest Du Dir im Klaren sein, wovon Du Dich erholen musst und welche Art von Ausgleich Du brauchst.

Schau Dir die folgende Grafik an und entscheide (für diesen Moment oder für diese Lebensphase), welcher Zustand für Dich am ehesten zutrifft:

Im Uhrzeigersinn mit Start bei der 12: Bist Du gestresst, frustriert, gelangweilt oder müde?

Du fühlst Dich gestresst? Freiberufler*innen, die im Alltag großem Stress und Druck ausgesetzt sind, haben generell Schwierigkeiten mit Erholung. Denn zunächst müssen sie sich nach stressigen Phasen erst entspannen (Anspannung runter), bevor Erholung (Akku aufladen) überhaupt möglich ist. Leider haben wir bei hoher Anspannung die Tendenz, uns mit noch mehr Reizen zu umgeben – anstatt zu reduzieren. Fühlst Du Dich gestresst, dann schaffst Du Abhilfe durch „single-tasking“, z.B. in dem Du (mit Kindern) spielst oder Rätsel löst, Spazieren gehst oder kochst. Auch Massage und Wellness helfen Dir, den nötigen Abstand vom Alltag zu bekommen und Dich wieder zu spüren.


Du fühlst Dich frustriert? Freiberufler*innen, die im Alltag viel Frustration erleben, z.B. durch eine unbefriedigende Auftragslage, durch eine lange Krankheit, durch Unterforderung oder einem schlechten Betriebsklima brauchen emotionalen und Sinn stiftenden Ausgleich. Erhole Dich mit Erfolgserlebnisse im Sport oder sogar im Extremsport. Auch Freiwilligeneinsätze geben Dir etwas von dem Sinn, den Du in Deiner Arbeit vergeblich suchst. Emotionalen Ausgleich findest Du durch Tagebuch-Schreiben oder in Gesprächen, in denen Du Dich öffnen kannst.

Dir fühlst Dich matt und gelangweilt? Selbst in vielseitigen und herausfordernden Berufen kann es zu Routine und Unterforderung kommen, die auf Dauer nicht gesund ist. Strand- oder Poolurlaub könnte Deine Mattigkeit noch verstärken. Fühlst Du Dich gelangweilt, dann brauchst Du geistige und körperliche Abwechslung und Herausforderung. Neue Energie bekommst Du durch eine Reise in ein fremdes Land, durch das Erlernen einer neuen Sportart oder Sprache, Umgestaltung Deiner Wohnung oder durch Kultur-Urlaub.

Du fühlst Dich müde? Freiberufler und Dienstleister sind zwar mental stark beansprucht, aber körperlich eher unterfordert. Die Beanspruchung besteht eher in Müdigkeit, denn auch der schönste Job braucht mal eine Abwechslung. Erholung findest Du durch Schlafen, Massage oder auch durch Nichts-Tun. Du solltest Dir die Bewegung gönnen, zu der Du im Alltag nicht kommst. Und auch Ruhe, Alleinsein und eine gewisse Distanz zu den Aufgaben tut müden Menschen besonders gut. Zeiten ohne Internet („digital detox“) und Erlebnisse mit allen Sinnen sind der beste Ausgleich, um anschließend mit frischer Kraft sich wieder seiner Arbeit zu widmen.

Zusammenfassung und Ermutigung

Freiberufler*innen sind Menschen, die in ihrer Arbeit ein hohes Maß an Selbststeuerung aufbringen müssen. Die große Verantwortung für Andere birgt die Gefahr, dass die Verantwortung für die eigene Regeneration in den Hintergrund rückt oder sogar ganz vergessen wird.

Für eine*n Freiberufler*in kann „klassischer“ Urlaub wenig erholsam sein, weil das individuelle Erholungsbedürfnis nicht beachtet wird. Weißt Du hingegen, ob Du eher gestresst, frustriert, gelangweilt oder „einfach nur müde“ bist, kannst Du viel besser für Deine eigene Erholung sorgen. Die „richtige“ Erholung gibt es nicht, denn es gibt viele mögliche Arten (und Kombinationen) von Erholungs- und Ausgleichsmöglichkeiten.

Meine Ermutigung: Trau Dich, Deinen Urlaub so individuell zu machen wie Deine Arbeit!

Willst Du mehr über Selbststeuerung, Energie-Kompetenz und Produktivität lernen, dann empfehle ich Dir Leben mit vollem Akku. Als individuelles Coaching oder im Seminar lernst Du, keine Energie mehr zu verschwenden und Deinen Akku aufzuladen.

Schreib mir gerne an mail@estherhagemann.com

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